„Stillen ist das Beste fürs Kind!“ - aber nur wenn es funktioniert

Ich habe sie überall gesehen, diese Bilder: lächelnde Frauen mit glücklichen Kindern an der Brust. Schon im Krankenhaus findet man diese Bilder an den Wänden, im Internet sowieso und es scheint unumstritten zu sein „Stillen ist das Beste für das Kind!“. Diese Aussage findet sich sogar auf allen Prämilch-Packungen und auf so wunderbaren Websites wie „echte Mamas“… und natürlich kann jedermann oder besser jede Frau jedes Kind stillen. Bei zu wenig Milch, einfach häufiger anlegen oder abpumpen oder halt teure homöopathische Mittelchen kaufen. Bei Brustverweigerung seitens des Kindes einfach den Schnuller weglassen (auch wenn es keinen hat), eine andere Flasche nutzen oder weglassen um es wieder an die Brust zu gewöhnen oder zum Osteopathen oder … oder …

Warum ich dazu schreibe, nun ja man kann es sich nach der Einleitung denken: Bei mir hat es mit dem Stillen nicht so gut geklappt. Zumindest nicht am Anfang. Nachdem ich angefangen habe über meine Probleme zu sprechen, habe ich von so vielen Müttern gehört, bei denen es nicht oder nur zum Teil geklappt hat. Aus ganz unterschiedlichen Gründen. Aber nicht wenige haben mir auch zu verstehen gegeben, dass es meine Schuld sei. Als hätte man sich nicht genug angestrengt, oder wollte nicht das beste für das eigene Kind. Und das - bei aller Liebe - ist einfach nur Blödsinn. Falls ihr auch in einer Situation seid, in der das Stillen nicht klappt oder ihr es schlichtweg nicht wollt, möchte ich euch sagen: kein Problem! „You do you!“

Prämilch ist eine wunderbare Alternative oder Ergänzung zum Stillen. Es gibt verschiedene Gründe warum Stillen für die Gesellschaft so ein wichtiges Thema ist. Ein wichtiger Grund ist meiner Ansicht nach, dass die Werbekampagnen für Prämilch in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts behaupteten Prämilch sei besser als Stillen. In der Folge haben sehr viele Frauen ihre Babys garnicht mehr gestillt. Leider ist das natürlich ebenso falsch. Dazu war Prämilch immer wieder verunreinigt, was logischerweise Weise zu einer Kampagne fürs Stillen geführt hat. Absolut verständlich. Was ich dagegen garnicht verständlich finde sind Hebammen, Ärzte oder auch einfach Menschen, die junge Mütter unter Druck setzen weil „Stillen doch das Beste ist!“. Denn Druck hilft jungen Müttern bestimmt in keiner Weise und sorgt erst recht nicht dafür, dass das Stillen klappt! Für mich persönlich sind Stillberaterinnen je nach Ausbildung ein weiteres Problem. Wer eine ordentliche Ausbildung und Fortbildung zum Thema Stillberaterin gemacht hat, ist Gold wert und kann bestimmt helfen. Wer aber einfach nur Stillberaterin nach einem Wochenendkurs geworden ist, sollte sich meiner Meinung nach nicht so nennen dürfen. Nicht nur, dass es oftmals unverschämte Honorare sind, zu einem großen Teil helfen sie einfach nicht. Deshalb mein Appell: wer Hilfe beim Thema Stillen möchte, sollte nach Stillambulanzen in Krankenhäusern suchen. Hier arbeiten ausgebildete Kinderkrankenschwestern, die eine richtige Fortbildung gemacht haben. Hier wird das Thema nüchtern und ohne Absolutheiten behandelt. Was man von der übrigen Gesellschaft zu oft nicht behaupten kann. Im Gegenteil, man kann als junge Mutter schon das Gefühl bekommen, das Stillen eine Religion sei. Und das, bei aller Liebe,  sollte es nicht sein.

Aber egal, wofür ihr euch aus welchen Gründen entscheidet: wichtig ist nur, dass ihr eurem Kind Liebe schenkt. In diesem Sinne habe ich gelesen: “Stillen ist Liebe, mit dem Fläschchen füttern auch!“

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