„(M)ein Wunder ist da!“Das Wochenbett - liegen für Anfänger
Es ist wohl bekannt, dass das Wochenbett nicht umsonst so heißt. Es wird allen Frauen, unabhängig von der Geburt, empfohlen die ersten Tage und Wochen nach der Geburt im Bett zu verbringen. Das hat den einfachen Grund, dass man oder eher Frau viel liegen soll. Das ist gut für die Heilung der Gebärmutter und allem anderen. Aber auch das will gelernt und geplant sein. Ich bin nach der Entbindung meiner Tochter noch 4 Tage im Krankenhaus geblieben, weil sie Gelbsucht hatte und für 24 Stunden unter ein Licht musste. Das war eine ganz schreckliche Zeit. Mir ging es nach der Geburt schlecht, sie wurde mit Säuglingsmilch ernährt und vielleicht deshalb war es immer schwierig mit dem stillen. Als wir dann endlich nach Hause konnten, dachte ich, dass nun alles von selbst besser werden würde und es auf eine neue Art und Weise normal sein würden. Genauso wie von meinem Geist habe ich von meinem Körper erwartet sofort wieder zu funktionieren. Wochenbett war eher etwas theoretisches für mich. Im Nachhinein weiß ich, ich habe es zu wenig geplant und mich zu wenig darauf vorbereitet. Ich war schon immer eher der „mit dem Kopf durch die Wand“-Typ und bin auch nach der Geburt sehr schnell der Meinung gewesen, ich müsste alles wie vorher machen. Das heißt: putzen, einkaufen und Freunde treffen wie immer - nur halt mit Baby. Natürlich was das Schwachsinn. Spätesten als mir beim ersten einkaufen zweimal die Einkaufstüte auf den Boden gefallen ist, weil ich zu schwach war sie zu tragen, hätte mir auffallen sollen, dass es zu viel für mich war. Ich hatte einen schwierigen Start mit meiner Tochter und am Anfang haben wir uns nicht besonders gut verstanden. Das stillen hat nicht geklappt und die meisten wachen Momente hat meine Tochter schreiend verbracht. Mein Mann hat sein Bestes getan um zu helfen, aber in meiner kleinen Welt damals war ich zu erschöpft um es wahrzunehmen. Dann ging es zum Glück nicht mehr und ich habe meinen Mann helfen lassen. Nach kurzer Zeit dann auch von meinen Eltern, ohne diese Hilfe hätte ich die Zeit wohl kaum geschafft. Wie erschöpft und überfordert ich war, konnte ich damals nicht eingestehen. Weder gegenüber mir noch gegenüber meinem Mann. Das führte nicht nur einmal zum Streit.
Neben diesen ganz normalen oder nicht normalen Problemen am Anfang des Mutterseins kam hinzu, dass meine kleine Schwester spontan beschlossen hatte zu heiraten und ich habe in gewohnter Manier einen Junggesellenabschied nicht einmal einen Monat nach der Entbindung organisiert und eine Hochzeit 6 Wochen nach der Entbindung. Das war schlicht und ergreifend viel zu viel. Es war unmöglich dabei nicht die Nerven zu verlieren und die Heilung zu verzögern sowie die Beziehung zu meiner Tochter zu belasten. Natürlich hat keiner all das von mir erwartet, was ich von mir erwartet hab. Das ist mir nun klar. Dennoch hat es dazu geführt, dass mein Wochenbett mehr oder weniger nicht existent war.
Was sollte man also beachten und besser machen als ich:
Zuerst einmal sollte man sich damit auseinandersetzen wie man es praktisch umsetzen kann für mehrere Wochen Ruhe zu haben. Natürlich können Familie und Freunde zu Besuch kommen, aber nur wenn sie sich um sich selbst kümmern und nicht ihr etwas tun müsst und vor allem nur wenn ihr euch mit ihnen wohlfühlt. Das ist keine Zeit für Bekannte, die unbedingt das Baby sehen wollen, sondern nur für enge Familie und Freunde. Dann sprecht vorher in Ruhe mit eurem Partner. Überlegt wie er oder sie euch unterstützen kann. Ob es nicht vielleicht doch sinnvoll ist, wenn zum Beispiel noch eine Woche mehr Urlaub eingeplant wird.
Auch wenn ihr es schon oft gelesen habt, ist dieser Ratschlag nicht zu unterschätzen: kocht vor oder stellt euch im Vorhinein darauf ein viel bei Lieferdiensten zu bestellen. Außerdem lasst andere putzen! Damit müsst ihr euch wirklich nicht rumschlagen. Und ganz besonders wichtig: nehmt euch kein Beispiel an Heidi Klum. Ihr braucht nicht 6 Wochen nach der Geburt wieder in Topform zu sein, dass solltet ihr auch nicht. Gebt euch Zeit zum erholen.
Und zu guter letzt: nehmt euch Zeit mit eurem Kind. Kuschelt, schmust und legt euch hin, wenn die oder der kleine schläft. Denn Schlaf ist wichtig, um für alles andere Energie zu haben.
Und nun wirklich als letztes: vertraut auf euch. Wenn ihr doch nach einer Woche einen Spaziergang machen möchtet, tut es! Wenn ihr nur im Bett sein möchtet, dann tut das!