„(M)ein Wunder kommt!“ Eine selbstbestimmte Geburt erleben - oder eben nicht

Ich hatte von Beginn an das Gefühl, dass es bei mir dauern könnte bis die Geburt beginnt. Und so kam es auch. Am errechneten Termin war nichts und auch die nächsten Tage verstrichen ohne das etwas passierte. Letztlich wurde das Wort einleiten im Krankenhaus, an das mich mein Frauenarzt überwiesen hatte, immer öfter gebraucht. Im Nachhinein ist man ja immer klüger und ich würde nie jemanden empfehlen einzuleiten wenn es vermeidbar ist aber ich habe es an 10. Tag drüber getan aus folgenden Grund: wegen Corona durfte mein Mann nur mit wenn zum einen genügend Platz war und es zum anderen losgehen würde, also die Geburt von sich aus beginnen würde oder ich einleiten würde. Da am 10. Tag, ab dem man ins Krankenhaus muss ein Familienzimmer frei war, haben wir uns entschieden einzuleiten damit mein Mann dabei sein kann. Für mich wurde es außerdem höchste Zeit, das mein kleines Wunder kam weil ich nicht wollte das es sich den Geburtstag mit meinem Mann, ihrem Papa teilen muss. Wir gingen also Sonntag ins Krankenhaus und mein Mann hatte am folgenden Mittwoch Geburtstag. Das sollte eigentlich kein Problem sein und alle gingen davon aus, dass unser Wunder Sonntag oder spätestens Montag kommen würde. Nun ja, meine Tochter ist ein Sturkopf.

Der Start in Krankenhaus war gut. Wir hatten ein - für ein Krankenhaus - nettes Zimmer und die Schwestern und Ärzte waren sehr nett. Dann gab es den berühmten Cocktail, den man anscheinend tatsächlich mit Sekt bekommen kann. Ich habe mich für Saft entschieden. Schwanger Alkohol zu trinken erschien mir selbst in dieser Situation nicht sinnvoll. Zudem fand ich nicht, dass der Cocktail so schlecht schmeckte. Es dauerte nachdem ich ihn getrunken hatte auch garnicht lange und die Wehen setzten ein. Jedoch ohne das etwas passierte. Und das ging die ganze Nacht so, zusätzliche Tabletten zum einleiten der Wehen machten es auch nicht besser. Ich hatte einfach starke Schmerzen und sonst passierte nichts. Es war um ehrlich zu sein ziemlich ätzend, vor allem weil ich auch nicht schlafen konnte. Doch am Montag Abend, also nach vielen Stunden schmerzen hieß es dann „Es geht los!“. Ich war trotz allem einfach nur froh das es endlich begann und die Schmerzen waren auch nicht schlimmer geworden. Doch nachdem es einfach nicht weiter ging habe ich gegen 2Uhr morgens einen Tropf mit Schmerzmittel bekommen. Warum keine PDA weiß ich im Nachhinein garnicht. Diese Schmerzmittel habe ich nur leider garnicht vertragen und mein Mann hatte einiges mit mir zu tun. Ich dachte die ganze Zeit, dass meine Oma gestorben sei und ich mit der Geburt von vorne starten müsste. Keine Ahnung was da in meinem Kopf abging. Ich habe dann als ich wieder halbwegs in der Gegenwart war erstmal sehr viel gekotzt und das ging es. Mittlerweile war es aber dienstags morgens und ich war unendlich entkräftet. Schließlich kam eine neue Hebamme und eine Ärztin. Die machten die Fruchtblase auf und legten eine PDA, sodass ich zwei Stunden schlafen konnte bevor es mit den Presswehen losging. Da habe ich dann nur noch gedrückt und innerhalb von 40 Minuten war meine Tochter da. Dienstags vormittags, nach über 40 Stunden. Was das Fruchtblase öffnen angeht: die Hebamme hat mich nicht darüber informiert was sie tut und eigentlich hatten wir uns vorher zu einem Kaiserschnitt entschlossen. Ich kann aus medizinischer Sicht ihr Vorgehen absolut verstehen, aber nun verstehe ich auch warum Menschen Wert auf eine selbstbestimmte Geburt legen. Ich hatte nämlich keine und mir hängt es noch sehr nach, dass letztlich etwas mit meinem Körper ohne meine Einwilligung passiert ist.

Ich würde ja sagen das war es wert, schließlich habe ich eine gesunde Tochter. Aber ganz im Ernst: nein. Wenn ich noch einmal ein Kind bekommen sollte, würde ich einen Kaiserschnitt machen lassen.

Ich will damit niemandem Angst machen, sondern nur von meinen Erfahrungen berichten. Im Nachhinein ist mir klar, was hätte anders gemacht werden können damit es gut läuft. Beispielsweise eine Beleghebanme hätte viel früher Dinge erkannt und tun können. Außerdem hätten mein Mann und ich uns viel besser informieren müssen und mehr eigene Meinungen haben als das Vertrauen in die Ärzte. Was ich damit sagen will, informiert euch umfänglich und auch über alle Eventualitäten.

Schließlich war mein kleines Wunder aber da und ich einfach nur froh, dass es vorbei war. Ich dachte das es sich anders anfühlt. Aber vielleicht lag es auch an den Schmerzmittel oder was auch immer, dass ich am Anfang ziemliche Probleme hatte mit allem klar zu kommen. Die Geburt hatte mich unglaublich erschöpft. Über das warum rätselten meine Hebamme und Frauenarzt vergeblich. Mittlerweile glaube ich, dass es der Schlafmangel in Kombination mit dem psychischen mitgenommen war, was mich einfach total aus der Bahn geworfen hat. Zum Glück wurde es besser und mittlerweile liebe ich meine Tochter so wie es sein sollte. Am Anfang konnte ich das leider nicht und ich denke das hat mir der Geburt zu tun. Ich habe mir viele Vorwürfe gemacht. Aber am Ende kann da niemand für uns es gibt nur eine wichtige Sache: wenn es nicht von

selbst besser wird, Hilfe zu holen.

In kürze informiert euch ausführlich und habt keine Angst alles sehr detailliert zu überlegen und Pläne aufzustellen, ihr könnt sie jederzeit ändern.

Zurück
Zurück

„(M)ein Wunder ist da!“Das Wochenbett - liegen für Anfänger

Weiter
Weiter

„Und, habt ihr schon alles?“ - Die Vorbereitungen auf das neue Familienmitglied