„Ach übrigens: Ich bin schwanger!“ - Reaktionen voll Glück

Die Schwangerschaft festzustellen ist eine (wunderschöne) Sache, sie seinem Partner mitzuteilen auch. Es der restlichen Welt zu verkünden eine ganz andere (wunderschöne Sache) - zumindest für mich.

Vor ein paar Jahren war eine Freundin mit ihrem zweiten Kind schwanger. Um es den Freunden, also auch uns, mitzuteilen lief der zukünftige große Bruder auf einer Geburtstagsfeier den ganzen Abend mit einem Pulli „Großer Bruder 2017“ durch die Wohnung. Eine super Idee! Die Tatsache, dass es Stunden gedauert hat bis einer von uns die Eltern auf den Pulli angesprochen hat, lässt zwei Schlüsse zu: wir achten zu wenig auf das was auf unserer und der Kleidung von anderen steht und wir (als Menschen) können Neuigkeiten auch hervorragend ignorieren. Nach meiner Verlobung haben wir es ganz ähnlich gemacht: ich hab einfach den Verlobungsring angezogen (ich trage sonst eigentlich keine Ringe) und habe demonstrativ alles mit der rechten Hand gemacht. Keiner hat mich darauf angesprochen. Nach gut einer Stunde war ich es dann leid und habe einfach mitten im Gespräch gesagt, dass mein jetziger Mann und ich verlobt sind. Die Reaktion: „Ich hab mich schon über den Ring gewundert. Aber ich wollte nichts sagen!“ Vielleicht sind einige Menschen auch einfach unsicher, wenn es um das Ansprechen von Neuigkeiten geht.

Verkündungsideen gibt es zu Hauf. Natürlich kenne ich auch diese Verkündungsvideos bei YouTube - emotional, witzig und herzergreifend. Ich bin jedoch nicht so der Typ dafür. Wie gesagt, bin ich ein Kopfmensch. Aber natürlich wollte auch ich etwas besonderes. Schließlich ist es etwas besonderes ein Kind zu bekommen. Bevor wir es jedoch unseren Eltern mitteilten, erfuhr eine Kollegin von meinem Umstand: ich hatte, wie schon erzählt, am Anfang sehr starke Einnistungsschmerzen. Häufig waren sie so schlimm, dass ich schlicht weg nichts tun konnte. Weder stehen noch sitzen, nur im Liegen war es auszuhalten. Wegen dieser Schmerzen war ich für knapp zwei Wochen krankgeschrieben. Nach diesen zwei Wochen hatte ich immer noch Schmerzen. Sie kamen nun aber in weiteren Abständen, also ging ich wieder arbeiten. Direkt an meinem ersten Tag zurück auf der Arbeit ereilte mich eine solche Schmerzattacke und ich musste mich - da ich gerade nicht in meinem Büro war - auf den Platz einer Kollegin setzen. Ich sagte, dass dies nur normale Bauchschmerzen seien und gleich würde es besser gehen. Doch meine sehr liebe Kollegin hat eine Tochter in meinem Alter. Vielleicht war sie deshalb so besorgt, dass sie bei mir blieb und zunehmend unruhiger wurde. Diese Schmerzattacken dauerten meist einige Minuten an, ausgerechnet diese dauerte aber länger. Und als es einfach nicht besser wurde zückte meine Kollegin ihr Handy und eröffnete mir sehr bestimmt, dass sie jetzt einen Krankenwagen rufen würde. Dies sei keinesfalls normal und ich sollte ins Krankenhaus. Nun ja, was sollte ich jetzt tun? Vielleicht hätte ich mir weitere Ausreden einfallen lassen können, doch ich war mit den Schmerzen beschäftigt und hatte Mühe überhaupt einen klaren Gedanken zu fassen. Daher entschied ich ohne weiteres Abwägen, ihr schlichtweg die Wahrheit zu sagen und zu hoffen, dass ich so um einen Krankenwagen herumkommen würde. Das war schließlich das allerletzte was ich wollte. Als ich meiner Kollegin also dann notgedrungen mitteilte, dass ich schwanger war, kam die schönste Reaktion von allen. Sie fing an zu weinen und um mich nicht in den Arm zu nehmen (schließlich gab es ja noch Corona) schloss sie ihre Hände fest zusammen und sagte „Das ist die schönste Nachricht seit so langer Zeit! Etwas Glück in dieser schrecklichen Welt!“ Am Ende des Arbeitstages sagte sie zu mir, dass sie den ganzen Tag über hatte lächeln müssen. Es war so schön, solch überschwängliche Freude zu sehen und jemanden so ein wenig glücklich gemacht zu haben, dass ich das nie vergessen werden. So hat mein kleines Wunder noch bevor es auf der Welt war einem Menschen ein großes Geschenk gemacht. Das berührt mich bis heute tief in meinem Herzen.

Nun aber zu den anderen Reaktionen. Unseren Eltern und Geschwistern teilten wir die Schwangerschaft noch mit, bevor 12 Wochen vergangen waren. Dazu haben wir Etiketten für Wein- und Sektflaschen mit „Du wirst Tante“ und „Ihr werdet Großeltern“ besorgt und die Flaschen so unschuldig wie möglich überreicht. Es haben sich alle so gefreut und wir konnten fast spüren, wie man als Familie noch einmal enger zusammengewachsen ist. Für die weitere Familie hatten wir uns auch etwas überlegt: nach Corona wollten wir unsere Geburtstage feiern und es dabei bekannt geben. Wie das Leben manchmal so ist, konnte aber keiner der geladenen Gäste mit Ausnahme derer, die es schon vorher erfahren hatten. Kurz überlegt haben wir es den anderen dann tatsächlich einfach per WhatsApp mitgeteilt. Natürlich ist das etwas unpersönlicher, aber die Freude hat es nicht eingeschränkt.

Bei meinen Freunden viel es mir schwerer. Einer Freundin habe ich es am Telefon beiläufig gesagt. Prompte Reaktion: „Du kannst mir doch nicht in einem Nebensatz sagen, dass du schwanger bist!“ Dann wurde gejubelt. Da man wohl kaum random von seinen Freunden gefragt wird, ob man schwanger ist, kann man sich ruhig vorher etwas überlegen um es zu verkünden oder es halt einfach mal nebenbei erwähnen. Man muss übrigens nicht jedem Bescheid geben, dass man schwanger ist - zumindest nicht in den ersten 12 Wochen. Man muss tatsächlich niemanden Bescheid geben, wenn man das nicht möchte. Ich habe nach Ablauf der 12 Wochen pflichtbewusst natürlich jeden informiert, Die Reaktionen waren immer gleich herzlich und ich bin meiner Familie und Freunden nach wie vor sehr dankbar, dass sie so toll sind und sich mit uns so auf unsere Tochter gefreut haben.

In Kürze: es kann sehr seltsam sein Menschen zu sagen, dass man schwanger ist. Ich habe das am liebsten in einem Nebensatz getan oder für die Familie mit einer Flasche Wein. Macht was ihr wollt und wenn es mit einer großen Party sein soll ist es super, wenn es per WhatsApp sein soll auch! Alle werden sich mit euch freuen und gleichzeitig habt ihr dann viele offene Ohren für Fragen, Wünsche aber auch Sorgen.

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„Arbeite doch einfach etwas weniger.“ - Der Job und die Schwangerschaft

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Der Anfang von allem und warum ich diesen Blog schreibe